Leitfaden: Wie finde ich einen unterscheidungskräftigen Markennamen?

Leitfaden: Wie finde ich einen unterscheidungskräftigen Markennamen?

Die Wahl des richtigen Markennamens entscheidet oft über Erfolg oder Misserfolg einer Markenanmeldung. Begriffe, die als rein beschreibend wahrgenommen werden, haben vor dem Deutschen Patent- und Markenamt (DPMA) und den Gerichten in der Regel keine Chance. Mit den folgenden Schritten lässt sich das Zurückweisungsrisiko deutlich reduzieren.

Grundlagen: Unterscheidungskraft und Markenfähigkeit

Unterscheidungskraft bedeutet, dass ein Zeichen vom angesprochenen Publikum als Hinweis auf die betriebliche Herkunft von Waren oder Dienstleistungen verstanden wird. Nur dann erfüllt eine Marke ihre Hauptfunktion: die Gewährleistung der Ursprungsidentität. Rein beschreibende Angaben sind hierfür regelmäßig ungeeignet und werden vom DPMA und von Gerichten in der Regel zurückgewiesen.

Für die Praxis heißt das: Ein markenfähiger Name ist üblicherweise ein Fantasie- oder Kunstwort ohne unmittelbaren Produktbezug. Je näher ein Begriff an Eigenschaften, Beschaffenheit, Zweckbestimmung oder Qualitätsmerkmalen liegt, desto höher das Risiko, dass die Anmeldung scheitert. Das gilt im Zweifel auch für werbliche Anpreisungen und gängige Qualitätsaussagen.

Praxistipp

Verlinke intern auf Vertiefungen, damit Nutzer und Suchmaschinen Kontext erhalten (z. B. Markenanmeldung beim DPMA, Markenrecherche, Markenstrategie). So stärkst du die Informationsarchitektur und hilfst Nutzer:innen beim nächsten Schritt.

Fantasie statt Beschreibung

Unterscheidungskräftig sind vor allem Namen, die keinen konkreten Produkteigenschaftsbezug erkennen lassen. Ein Fantasie- oder Kunstwort verschafft deinem Angebot ein eigenes Profil und kann vom Verkehr als Herkunftshinweis wahrgenommen werden. Beschreibende Begriffe wie „Bio", „Qualität", „Premium", „Profi" oder Berufsbezeichnungen werden demgegenüber meist als Sachangabe verstanden – nicht als Marke.

Geeignet sind Wortneuschöpfungen, Silbenmixe, semantisch neutrale Kürzel oder klangbasierte Namen. Achte zudem auf Alltagstauglichkeit: Ein kurzer, prägstarker und gut aussprechbarer Name ist merkfähiger und setzt sich in Kommunikation und Vertrieb besser durch.

Praxistipp

Sammle 15–20 freie Wortideen ohne Branchenbezug (Neuschöpfungen, Silbenmix, klangvolle Kürzel). Streiche alle Kandidaten mit erkennbarer Produkteigenschaft. Priorisiere Namen, die kurz, sprechbar und gut merkbar sind – das erhöht gleichzeitig die Chance auf passende Domains und Social-Handles.

Alltagssprache prüfen

Maßstab ist der durchschnittlich informierte, aufmerksame und verständige Verbraucher. Wenn dieser einen Begriff spontan als Beschreibung eines Merkmals versteht (etwa „samtig", „ultraleicht" oder berufsnahe Begriffe wie „Barista"), fehlt regelmäßig die Unterscheidungskraft. Die Beurteilung ist nüchtern: Je näher das Wort an der Sache ist, desto wahrscheinlicher die Zurückweisung.

Prüfe deshalb, wie die Alltagssprache den Begriff verwendet, ob er im Marketingjargon als Qualitätsaussage geläufig ist und ob er in deiner Branche eine direkte Sachbedeutung hat. Vorsicht auch bei Modewörtern: Sie sind zwar aufmerksamkeitsstark, werden aber oft als reine Anpreisung verstanden.

Praxistipp

Stelle die einfache Frage: „Wenn ich diesen Namen auf einer Verpackung sehe – denke ich an eine bestimmte Marke oder nur an eine Eigenschaft?" Ergänzend lohnt der Blick in Wörterbücher, Branchen-Glossare und Keywordlisten. Taucht der Begriff dort als Sachangabe/Qualitätsmerkmal auf, ist das Risiko hoch.

Kreative Kombinationen nutzen

Kombinationen aus Fantasie- und Sachbestandteilen können unterscheidungskräftig sein, wenn der Gesamteindruck über eine bloße Beschreibung hinausgeht. Entscheidend ist, dass nicht der beschreibende Teil dominiert. Ein minimaler Fantasieanteil genügt nicht; die Gesamtwirkung muss eigenständig geprägt sein.

Arbeite mit Bedeutungsverschiebungen, überraschenden Silbenfolgen, metaphorischen Anklängen oder Mehrdeutigkeit – ohne dass eine klare Sachangabe im Vordergrund steht. Reine Typo-Tricks (z. B. Binnenmajuskel) ersetzen fehlende Unterscheidungskraft nicht.

Praxistipp

Entwickle mehrere Kombinationen mit variierenden Silben und prüfe, ob der Fantasieanteil den Gesamteindruck prägt. Wenn der Sachbezug die Wahrnehmung bestimmt, ist die Variante zu nah an der Beschreibung und sollte zurückgestellt werden.

Fremdsprachen berücksichtigen

Häufige Fremdsprachenbegriffe – insbesondere aus dem Englischen – werden von deutschen Verbraucher:innen verstanden. Deshalb können auch ausländische Ausdrücke beschreibend wirken. Umgekehrt können seltene oder mehrdeutige Begriffe unterscheidungskräftig sein. Es kommt auf die Verständlichkeit im Zielmarkt an.

Denke an Länder, in die du mittelfristig expandieren möchtest. Ein unpassender oder negativ belegter Begriff kann dort die Markenakzeptanz schmälern oder rechtliche Risiken erhöhen.

Praxistipp

Prüfe Wortbedeutungen und Konnotationen in den relevanten Sprachen (DACH/EU/international). Achte auf naheliegende Übersetzungen und geläufige Werbeaussagen. Vermeide negative Bedeutungen, kulturelle Missverständnisse und unerwünschte Doppeldeutigkeiten.

Unterscheidungskraft testen

Ein schneller Realitätscheck mit unbeteiligten Personen liefert wertvolle Hinweise: Wird der Name als Kennzeichen eines bestimmten Unternehmens wahrgenommen – oder als bloße Beschreibung? Diese Wahrnehmung liegt sehr nahe an der amtlichen Sicht und hilft, teure Fehlentscheidungen zu vermeiden.

Teste idealerweise mehrere Favoriten unter gleichen Bedingungen, ohne Logo oder Bildkontext. Dokumentiere die Rückmeldungen – das hilft bei der internen Entscheidung und in der Kommunikation mit Stakeholdern.

Praxistipp

Kurztest mit 5–10 neutralen Personen: Nur den Namen zeigen und zwei Fragen stellen – „Woran denken Sie?" und „Marke oder Beschreibung?" Fällt das Votum überwiegend „Beschreibung" aus, frühzeitig Alternativen bevorzugen, bevor Kosten für Anmeldung, Auftritt oder Verpackung entstehen.

Recherche vor Anmeldung

Vor der Anmeldung solltest du zwei Prüfpfade trennen: Eintragungsfähigkeit (u. a. Unterscheidungskraft) und Kollisionsrisiken mit älteren Kennzeichen. Beides ist getrennt zu betrachten. Eine Marke kann unterscheidungskräftig sein und dennoch an einem älteren Recht scheitern – oder umgekehrt.

Starte mit einer identischen Suche und erweitere um ähnlich klingende bzw. ähnlich geschriebene Zeichen in den relevanten Klassen. Plane für Deutschland DPMAregister, bei EU-weiter Nutzung zusätzlich EUIPO; ggf. empfiehlt sich eine internationale Recherche (WIPO).

Praxistipp

Prüfe DPMA/EUIPO/WIPO auf identische und ähnliche Marken (Klang, Schreibweise). Definiere dein Waren- und Dienstleistungsverzeichnis passgenau – breit genug für die wirtschaftliche Nutzung, aber nicht unnötig konfliktträchtig. Für verlässliche Ergebnisse: professionelle Recherche mit rechtlicher Bewertung.

Langfristige Markenstrategie bedenken

Ein guter Markenname trägt deine Wachstumspläne. Denke frühzeitig an Internationalisierung, Sortiments-Erweiterungen, Lizenzmodelle und den Aufbau einer konsistenten Markenarchitektur (Dachmarke, Produktlinien, Subbrands). Trendbegriffe altern schnell; eigenständige Kunstwörter bleiben flexibel und besser skalierbar.

Prüfe Verfügbarkeit und Konsistenz in allen Vertriebskanälen: Domain, Social-Handles, App-Stores. Richte eine Markenüberwachung ein, um frühzeitig gegen annähernde Zeichen vorgehen zu können. Plane Budget und Zeit für Widerspruchs- oder Abmahnfälle ein – Prävention ist regelmäßig günstiger als Reaktion.

Praxistipp

Erstelle eine Roadmap (6–12 Monate): Namensfinalisierung, Verzeichnisdefinition, Anmeldung (national/EU), Start der Markenüberwachung, interne Guidelines zur Schreibweise/Verwendung, Launch-Planung (Packaging, Website, Social, PR).

Fazit

Unterscheidungskräftige Markennamen sind meist Fantasie- oder Kunstwörter ohne unmittelbare Produktbeschreibung. Mit systematischer Ideation, Alltagssprach-Check, solider Recherche und vorausschauender Strategie schaffst du die Grundlage für rechtlich starke und wirtschaftlich wertvolle Marken.

Terminvereinbarung

Benötigen Sie Unterstützung bei der Markenanmeldung oder haben Fragen zur Unterscheidungskraft Ihres Wunschnamens?

FAQ

Was bedeutet Unterscheidungskraft bei Marken?

Unterscheidungskraft ist die Fähigkeit eines Zeichens, als Hinweis auf die betriebliche Herkunft der Waren oder Dienstleistungen zu dienen. Rein beschreibende Angaben besitzen diese Eignung regelmäßig nicht.

Warum werden Marken ohne Unterscheidungskraft abgelehnt?

Fehlt Unterscheidungskraft, erkennt der Verkehr das Zeichen nicht als Herkunftshinweis. Das DPMA weist solche Anmeldungen regelmäßig zurück, um Sachangaben für den Wettbewerb freizuhalten.

Wie finde ich einen markenfähigen, unterscheidungskräftigen Namen?

Setze auf Fantasie-/Kunstwörter, prüfe Alltagssprache und gängige Fremdsprachen, teste die Wahrnehmung neutraler Dritter und führe vorab eine Markenrecherche (identisch/ähnlich) durch.

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